Cati: Hallo ihr Beiden! Schön, dass ihr da seid! Wie seid ihr heute hier?
Juri: Ich sitze gerade in meinem neuen Zuhause, weil ich zum Ende des Sabbaticals zurück nach Berlin gezogen bin. Mir geht es heute richtig gut, so langsam komme ich wieder an.
Lorenz: Ich befinde mich auch in meinem neuen Zuhause, auch da gibt es eine gewisse Parallele – ich bin im letzten Jahr ein paar Mal umgezogen und jetzt endlich richtig angekommen.
Cati: Hattet ihr denn schon ein privates Recap-Gespräch, was das letzte Jahr betrifft?
Lorenz: Nicht so richtig! Aber wir haben uns etwa alle drei Monate getroffen, um Juri auf dem Laufenden zu halten, was gerade so passiert und seine Außenperspektive zu nutzen, insofern war es kein Jahr der kompletten Stille.
Cati: Was war denn jeweils die größte Herausforderung für euch in diesem Jahr?
Lorenz: An der Stelle würde ich gern kurz was dazwischen schieben. Bei der Einarbeitung vor einem Jahr haben wir nämlich gedacht, dass es am schönsten wäre, wenn wir einfach zusammenarbeiten könnten. Aber wie macht man das, wenn man zwei Personen in so einer Position hat? Einfach eine Doppelspitze? Von Außen klingt das vielleicht nach einer Kompromisslösung, dabei ist es für uns fast das Gegenteil: es ist das, was wir uns schon vor einem Jahr gewünscht haben.
Juri: Inwiefern ist das jetzt eine Herausforderung, Lorenz? (lacht) Aber es stimmt. Ich musste gerade an die Situation des 2. Gesprächs nach einem halben Jahr denken. Ich bin mit dem Herzen immer bei Stegreif, aber mein Kopf musste sich auch für einen Moment von Stegreif entfernen dürfen. Das war krass, Stegreif hat mir einfach immer so viel Halt gegeben, es ist ein Feld, in dem ich mich zu Hause fühlen und ausleben kann. Mich für einen Moment losgelöst davon zu betrachten, hat mir auch Angst gemacht, denn wer bin ich ohne Stegreif? Aber das war sehr wichtig, denn so konnte ich mich neu darauf fokussieren, wer ich heute bin und wer ich auch für Stegreif sein möchte. Dass ich darin auch von der Organisation gehört wurde, ist ein riesiges Geschenk.
Cati: Wie genau ist denn nun eure aktuelle Konstellation?
(beide beginnen gleichzeitig zu reden und lachen)
Cati: Als Doppelspitze bitte immer jeder ein Wort abwechselnd!
Juri: (lacht) Das machen wir dann ab dem nächsten Jahr!
Lorenz: Next Level!
Juri: Nein, es ist wirklich schön, wie wir uns die Bälle hin- und herwerfen. Ich finde, dass eine gute Verbindung zwischen Menschen mehr sein kann, als die Summe der Menschen, die dabei zusammenkommen, und da freut es mich einfach tierisch, mit Lorenz zusammen etwas ganz Neues bilden zu können. Abseits davon haben wir unsere Aufgaben aufgeteilt: Ich beschäftige mich als Head of Development von nun an mit der Weiterentwicklung des Ensembles, der Ensemblekultur und den kollektiven Arbeitsmethoden, sowie der künstlerischen Entwicklung und Umsetzung von Education- und Community Projekten.
Lorenz: Ich finde schön, wie du das gesagt hast: wenn wir miteinander arbeiten, potenzieren sich unsere Ideen manchmal so richtig und es ergibt sich so eine Art Sog, das macht einfach großen Spaß. Gleichzeitig sind wir produktiver, wenn wir nicht alles zu zweit erarbeiten. Das zu balancieren, wird die Herausforderung der nächsten Monate, aber ich habe ganz viel Vertrauen, dass wir das gut hinbekommen.
Juri: Das resoniert sehr mit mir. Willst du trotzdem noch sagen, wie deine Funktion benannt ist?
Lorenz: Achja, ich bin Head of Programme! In erster Linie leite ich unser neues Großprojekt #freesolo, mache aber auch darüber hinaus die Programmentwicklung und konzipiere neue Konzertprojekte. Für mich ändert sich im Grunde nichts, außer dass die wichtigen Vermittlungsprojekte jetzt bei Juri die Priorität bekommen, die ihnen gebührt. Und bei uns sind Konzertprogramme und Vermittlung ja nicht zwei getrennte Bereiche. Durch den Austausch mit dem Publikum, sind diese Bereiche eng verwoben und so wird es auch unsere Arbeit sein. Jetzt haben wir einfach mehr Kapazitäten für Beides.
Cati: Danke für die gute Zusammenfassung. Habt ihr noch etwas, das euch auf den Nägeln brennt?
Juri: Nur, dass es mir in den Fingern kribbelt!
Lorenz: (lacht) Ja, ich freue mich wirklich sehr auf alles, was kommt.