GRÜSSE VON DEN #IMPROCERTO PROBEN
Die Vorbereitungen für das Werkstattkonzert #improcerto 2 am 11. April im exploratorium berlin laufen auf Hochtouren. Immanuel de Gilde begleitet als Projektleitung von #freesolo die Proben und verrät uns im Interview, woran das Orchester aktuell arbeitet, wie man Improvisation als Orchester eigentlich üben kann und wie sich die Werkstattkonzertreihe in das Gesamtprojekt #freesolo eingliedert.
Redaktion: Woran arbeitet ihr in der aktuellen Probenphase?
Immanuel: In der Vorbereitung für das Werkstattkonzert #improcerto 2 arbeiten wir an Improvisationen im Stile der musikalischen Epochen Klassik und Romantik. Stegreif hat sich dafür viel vorgenommen und setzt sich nicht nur mit der musikalischen Gattung des Solokonzerts - wie u.a. mit dem Mendelssohn Violinkonzert - auseinander, sondern improvisiert ganze Sätze einer klassischen Sinfonie, wie ein Andante und ein Allegro. In der nächsten Probenphase für das #improcerto 3 am 6. Juni werden wir uns dann gezielt mit der Musik des 20. Jh. auseinandersetzen.
Redaktion: Was ist das besondere an diesen #Improcerto Proben?
Immanuel: Wir haben uns nach den ersten #improcerto Proben dazu entschieden, diesmal besonders viel in Kleingruppen zu arbeiten. Weil das viel Spaß mit sich bringt und man seinen persönlichen Fortschritt schneller bemerkt. In diesen Kammerbesetzungen werden beispielsweise bestimmte musikalische Formen als Grundlage für die gemeinsame Improvisation genutzt. Neben der Form der ‘Variation’ experimentieren die Musiker*innen auch mit dem ‘Menuett’.
Redaktion: Wie arbeitet man eigentlich an den Improvisationsfähigkeiten eines klassischen Sinfonieorchesters?
Immanuel: Ja, das ist die große Frage des Projekts und auch von Stegreif… Neben der beschriebenen Arbeit in Kleingruppen ist es natürlich auch wichtig, als gesamter Klangkörper zu lernen, im Stile gewisser musikalischer Epochen improvisieren zu können. Um das zu trainieren, ist es sinnvoll, sich auf eine Mischung aus festen und improvisierten Teilen zu einigen. Als Grundgerüste können zum Beispiel eine Tonart, ein bestimmtes harmonisches Pattern oder ein fester Basslauf funktionieren. Und zwischen diese feststehenden Teile fügen sich dann improvisierte Teile ein; das können Solos einzelner Musiker*innen oder auch ganzer Stimmgruppen sein, bis hin zu kollektiven Improvisationen. Aber nichts fällt vom Himmel und so heißt auch bei uns: wiederholen, wiederholen, wiederholen, natürlich mit Feedbackprozessen zu den Durchläufen. So können sich die Musiker*innen darüber austauschen, welche Teile besonders gut funktioniert haben, welche musikalischen Ideen man weiterentwickeln möchte und wo noch Anpassungsbedarf besteht. Auch haben wir das große Glück, den wunderbaren Noam Sivan als composer in residence für #freesolo gewonnen zu haben. Als ausgewiesener Experte für improvisierte Musik begleitet er diesen Entwicklungsprozess.
Bild: Ricardo Tovar